Veranstaltung am 29. November 2019
Seit einem Jahr die Gilets Jaunes in Frankreich, die aktuellen Ereignisse im Libanon und in Chile auf der einen Seite. Die kürzliche deutschsprachige Veröffentlichung eines Buchs, das vor 25 Jahren in Frankreich unter dem Titel _Anthropologie du nom_erschienen ist, auf der anderen – lässt sich das eine im Lichte des anderen betrachten?
Anfang der 1990er Jahre legte das Buch ein erstes Resümee einer spezifischen politischen Erfahrung des Frankreichs der 1970er und 1980er Jahre vor: diese mündet in der Formulierung einer Untersuchungsform die von der einfach anmutenden Aussage ausgeht, dass die Leute denken.
Unter Hinzunahme der Hypothese, dass es eine Politik gibt, die sich im Element dieses Denkens entfaltet, lässt sich eine methodisch informierte Perspektive auf die damals aktuelle wie die vergangenen Politiken einnehmen. Aufgrund der Tatsache, dass man es dabei mit einem Denken der Politik zu tun hat, gilt es, die Aussagen der politischen Akteure für sich selbst genommen, d.h. in ihrer Buchstäblichkeit, zu betrachten. Worin besteht die Aktualität dieses Ansatzes angesichts der aktuellen politischen Situation? Darüber möchten wir gemeinsam mit dem Autor, Sylvain Lazarus, dem Philosophen Frank Ruda und Euch bzw. Ihnen diskutieren.
Um in die Diskussion dieser Frage einzuleiten, werden die beiden Übersetzer der deutschsprachigen Ausgabe, Clément Dréano und Moritz Herrmann, über die Arbeit an der Übersetzung und einige Grundzüge des Buchs sprechen. Dabei werden sie insbesondere auf Lazarus‘ Vorgehensweise und dessen grundlegenden Aussagen eingehen:
_Die Leute_denken _und _Das Denken ist Verhältnis des Realen_. Wie tritt die mögliche Untersuchung der Politik zu diesen zwei Aussagen hinzu bzw. welche politischen Überlegungen liegen seinerseits der Formulierung dieser zwei Aussagen zugrunde?
In unmittelbarem Bezug auf die mögliche Aktualität des Buchs wird daraufhin der Autor, Sylvain Lazarus, selbst das Wort ergreifen. Das Erscheinen der _Gilets Jaunes _jährt sich in diesem Monat und prägt weiterhin die politische Situation in Frankreich. In enger Begleitung ihrer Politik konfrontiert er sich und seine Vorgehensweise mit dem, was dort passiert. Er wird erläutern, wie sich dieses Phänomen aus seiner Perspektive heraus darstellt und inwiefern es ihn wie jeden einzelnen in Frankreich dazu zwingt, seine oder ihre Begrifflichkeiten zu überdenken. Kurz gesagt ist die Frage: Was ist die Neuheit der _Gilets
Jaunes_ und was ihre Politik, sofern wir von einer sprechen können? Ausgehend von welchen Worten oder Namen müssen wir diese Frage stellen? In einem abschließenden Vortrag wird Frank Ruda dem Verhältnis von Politik und Philosophie nachgehen. Inwiefern lässt sich die Politik in ihren singulären Manifestationen philosophisch erfassen und welche mitunter unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich dabei auf die Politik selbst? Wie ist genauer das zu begreifen, was Lazarus die _Sättigungsmethode _nennt, d.h. eine spezifische Bezugnahme eines Denkens auf ein anderes, einer Politik auf eine andere? Inwiefern ist es politisch, philosophisch und intellektuell relevant, auf eine solch immanente Weise vorzugehen?
Im Anschluss daran wird es Raum für eine Diskussion geben. Der Vortrag von Sylvain Lazarus wird alternierend in französischer und deutscher Sprache, der von Frank Ruda auf Englisch gehalten. Bei der Diskussion wird eine Übersetzung gestellt.
Den Link zur deutschen Übersetzung findet ihr hier.
SYLVAIN LAZARUS
PHILOSOPHIE, POLITIK & SUBJEKTIVITÄT HEUTE
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG, SITZUNGSRAUM I (PARTERRE)
29. NOVEMBER 2019: 18.15 – 21.45 UHR
ZEITPLAN
18.15 – 18.45 CLÉMENT DRÉANO & MORITZ HERRMANN:
Einleitende Worte zur Veranstaltung und zur Übersetzung
18.45 – 19.30 SYLVAIN LAZARUS:
_L’Anthropologie du nom peut-elle mettre un Gilet Jaune? _/ _Kann die Anthropologie des Namens eine Gelbweste tragen?_ (Vortrag in französischer und deutscher Sprache)
19.30 – 20.15 FRANK RUDA:
_Philosophy – Politics. An Odd Couple _(Vortrag in englischer Sprache)
20.15 – 20.30 Pause
20.30 – 21.45 DISKUSSION
Wir freuen uns über Euer/Ihr Kommen!
Eine Veranstaltung organisiert von Clément Dréano, Jan Weise und Moritz Herrmann – mit freundlicher Unterstützung des Forum Kritischer Wissenschaften