Zur Kritik der neoliberalen Universität

Vor­trag von Ger­hard Stapelfeldt

am 17. April 2019

Die Uto­pie der Bil­dung ver­sprach einst, daß der Mensch durch sei­nen Auf­stieg zur Got­tes­eben­bild­lich­keit sich selbst und sei­ne Welt durch Ver­nunft zu bil­den ver­möch­te: einem Bild­hau­er gleich. Bil­dung ist: höchs­te theo­re­ti­sche Ein­sicht in die Welt als Gan­ze, prak­ti­sche Ver­wirk­li­chung des Men­schen als Men­schen, der Gesell­schaft als eines ver­nünf­ti­gen „Ver­eins frei­er Men­schen“ – so daß der Mensch sich sei­ner selbst und sei­ner Ver­hält­nis­se be­wußt ist. Als Pro­zeß ist Bil­dung: Welt- und Selbst­auf­klä­rung durch das „Än­dern der Umstän­de“ und „Selbst­ver­än­de­rung“ ineins (Marx). Die­se Idee wur­de gebo­ren in der Anti­ke, radi­ka­li­siert in der Renais­sance, lei­ten­de Uto­pie in der Epo­che der libe­ra­len Auf­klä­rung – um am Ende des 19. Jahr­hun­derts in der Aus­bil­dung von Men­schen zu Maschi­nen­men­schen in einer irra­tio­nal-ra­­tio­na­len Maschi­nen­ge­sell­schaft unter­zu­ge­hen. Die neu­es­te Gestalt der Nega­tion jener Ver­nunft-Uto­pie durch den gesell­schaft­li­chen Feti­schis­mus ist der zur Glo­ba­li­sie­rung ver­all­ge­mei­ner­te Neo­li­be­ra­lis­mus: die neo­li­be­ra­le Wis­sensgesellschaft. Die Pro­duk­ti­ons­stät­te des gesell­schaft­lich analpha­be­ti­schen Wis­sens der Wis­sens­ge­sell­schaft ist die neo­li­be­ra­le Uni­ver­si­tät. In ihr wird der Wis­sen­de an eine dar­wi­nis­ti­sche Wett­be­werbs­ge­sell­schaft ange­paßt, die nur Sie­ger und Ver­lie­rer kennt: „Über­le­ben des Erfolg­rei­chen“ und „Selek­tion“ (Hay­ek).


Prof. Dr. Ger­hard Sta­pel­feldt lehr­te von 1979 bis 2009 am Insti­tut für So­ziologie der Uni­ver­si­tät Ham­burg. Seit­dem arbei­tet er als frei­er Schrift­stel­ler in Hamburg.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es bei Face­book sowie einen Audio-Mit­schnitt zum nach­hö­ren bei Sound­cloud.

Eine Ver­an­stal­tung in Koope­ra­ti­on mit dem Refe­rat für Poli­ti­sche Bil­dung (Pol­Bil) des All­ge­mei­nen Stu­die­ren­den­aus­schus­ses (AStA) der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt mit freund­li­cher Unter­stüt­zung des Forum Kri­ti­scher Wissenschaften.

Kongress: Kritische Theorie und Feminismus

Eine kri­ti­sche Theo­rie der Gesell­schaft und eine femi­nis­ti­sche Kri­tik sind in ihrem Zugang zur Gesell­schaft ver­bun­den, bei­de wei­sen zugleich prak­ti­sche sozia­le Kon­flik­te und gesell­schaft­li­che Wider­sprü­che aus. Sol­che wis­sen­schaft­lich zu befra­gen heißt, die Bedin­gun­gen der Mög­lich­keit die­ses Gegen­stan­des zu pro­ble­ma­ti­sie­ren: Also Erkennt­nis aus­ge­hend von Kri­tik zu voll­zie­hen.
Den­noch tre­ten femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ven auf Gesell­schaft und sol­che Ansät­ze, die an die Kri­ti­sche Theo­rie anschlie­ßen, in gegen­wär­ti­gen Debat­ten immer wie­der in einem Span­nungs­ver­hält­nis auf. Metho­di­sche Fra­gen – zur Form eines gesell­schaft­li­chen Sub­jekts oder des­sen psy­cho­so­zia­ler Kon­sti­tu­ti­on – spie­len in die­ser Gegen­über­stel­lung eine wich­ti­ge Rol­le. Glei­ches gilt für die erkennt­nis­theo­re­ti­schen Modi, durch die Gesell­schaft begrif­fen wer­den soll. So war die fun­da­men­ta­le Funk­ti­on der Model­le einer Freud­schen Psy­cho­ana­ly­se für die Frank­fur­ter Schu­le auf Grund ihrer Zen­trie­rung des männ­li­chen Sub­jekts und ihrer Ten­denz zur Fest­schrei­bung geschlecht­li­cher Rol­len­ver­tei­lung immer wie­der Anlass für femi­nis­ti­sche Kri­tik. Kri­ti­sche Theo­rie steht wie­der­um sprach­phi­lo­so­phisch ope­rie­ren­den Begrif­fen eines Sub­jekts, wie sie etwa für den Que­er-Femi­nis­mus wich­tig sind, meist reser­viert gegen­über. Auch in der Ana­ly­se und Bewer­tung ästhe­ti­scher For­men und mas­sen­me­di­al struk­tu­rier­ter Öffent­lich­keit besteht Kon­flikt­po­ten­ti­al. So beto­nen etwa die Cul­tu­ral Stu­dies die Rele­vanz pop­kul­tu­rel­ler Kunst­for­men und begrei­fen sie als Mög­lich­keit eines eigen­sin­ni­gen Aus­drucks, aus­ge­hend von der Erfah­rung gesell­schaft­li­cher Unter­drü­ckung. Gera­de dar­in erken­nen Vertreter*innen der Kul­tur­in­dus­trie-The­se wie­der­um ein Moment der Unter­drü­ckung: eine Tri­via­li­sie­rung, durch die Leid noch zum Zwe­cke des ‚Ver­gnü­gens‘ ver­wert­bar erscheint und die einen tat­säch­li­chen Aus­druck von Nicht-Iden­ti­tät unter­mi­niert. Zugleich man­gelt es in den sich mate­ria­lis­tisch geben­den Über­le­gun­gen über die Markt­för­mig­keit des Wirk­li­chen in der Regel an einem Ver­ständ­nis von repro­duk­ti­ver Arbeit als essen­ti­ell für die Funk­ti­ons­wei­se von Kapi­ta­lis­mus.
Die­se Kon­flik­te sind nur eini­ge Bei­spie­le, anhand derer die Viel­zahl von Fra­gen deut­lich wer­den, die eine qua­li­fi­zier­te Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ver­hält­nis von Kri­ti­scher Theo­rie und Femi­nis­mus auf­wer­fen muss: Wel­che Gel­tung und Reich­wei­te kön­nen sol­che kri­ti­schen Metho­den für sich behaup­ten? Müs­sen sie so all­ge­mein ange­legt sein, wie der tota­le gesell­schaft­li­che Gesamt­zu­sam­men­hang, auf den sie ange­wen­det wer­den oder wäre Kri­tik immer auf jenen sub­jek­ti­ven Zugang zu Gesell­schaft zu beschrän­ken, von dem aus sie for­mu­liert wird?
Die­sen und ande­ren Fra­gen wol­len wir uns vom 8. bis zum 9. Febru­ar 2019 an der Goe­the- Uni­ver­si­tät Frank­furt am Main wid­men. Im Rah­men die­ser Tagung möch­ten wir Bestand, Mög­lich­kei­ten und Kon­flik­te von For­schung und Theo­rie­bil­dung zum Ver­hält­nis von Femi­nis­mus und Kri­ti­scher Theo­rie erfas­sen. Wir laden hier­zu alle Inter­es­sier­ten herz­lich ein, teil­zu­neh­men und mit uns zu diskutieren. 

Programm

Frei­tag, 8. Febru­ar 2019

13:00 – 13:30     Begrüßung

13:30 – 15:30     Panel I: Par­ti­ku­la­ris­mus und Universalismus: 

Chris­ti­ne Achin­ger: Uni­ver­sa­lis­mus und Dif­fe­renz in der kapi­ta­lis­ti­schen Moder­ne: Bil­der von Ras­se, Geschlecht und des Jüdi­schen als Konstellation 

Dag­mar Wil­helm: Nega­ti­ve Dia­lek­tik und Femi­nis­mus: das Nicht-iden­ti­sche und das “Eini­gen­de“

Alex­an­dra Col­ligs: Rela­ti­vis­mus statt Uni­ver­sa­lis­mus. Que­er-Femi­nis­mus und Iden­ti­ty  Politics.

16:30 – 18:30  Panel II: Kri­ti­sche Theo­rie und femi­nis­ti­sche Ideologiekritik: 

Katha­ri­na Lux: Wel­ches Sub­jekt Frau? Femi­nis­ti­sche Sub­jekt­kri­tik in der auto­no­men Frauenbewegung 

Kosch­ka Lin­ker­hand: Das poli­ti­sche Sub­jekt Frau. Was kann ein mate­ria­lis­ti­scher  Femi­nis­mus leisten?

Bar­ba­ra Umrath: Von Marx zur Kri­tik der Zweigeschlechtlichkeit

19:00 – 20:30     KEYNOTE 

Regi­na Becker-Schmidt:  Arbeits- und Lebens­ver­hält­nis­se von Frau­en im Span­nungs­feld von Uni­ver­sa­li­sie­rung und Par­ti­ku­la­ris­mus. Ein femi­nis­ti­scher  Blick auf den Struk­tur­zu­sam­men­hang  von gesell­schaft­li­cher Frag­men­tie­rung, der Öko­no­mi­sie­rung von markt­fer­nen Sozi­al­be­rei­chen und andro­zen­tri­schen Sexualordnungen

Sams­tag, 9.Februar 2019

10.00 – 12:00  Panel III: Geschlecht, Arbeit, Kapitalismus:

Sarah Speck: Ungleich­zei­tig­kei­ten, Wider­sprü­che, Para­do­xien – Eine  gesell­schafts­theo­re­ti­sche Per­spek­ti­ve auf den Wan­del von Arbeits- und  Geschlechterverhältnissen

Fran­zis­ka Haug: „Hier wird begra­ben ein Kör­per, der mich unter sich begra­ben hat“.  Die Pro­duk­ti­on von Geschlecht durch Arbeit bei Tho­mas Braschs „Love­ly Rita“

13:00 – 15:00     Panel IV: Psy­cho­ana­ly­se und Kri­ti­sche Theorie: 

Sebas­ti­an Win­ter: Anti­gen­de­ris­mus – Abwehr des Sexualitätsdilemmas 

Chris­ti­ne Kirch­hoff:  Nicht-Iden­ti­sches und die Sehn­sucht nach der „vol­len Iden­ti­tät“. …und was will eigent­lich das Weib?

Ilka Quin­deau: „Männ­lich, weib­lich, divers“ – zur Ambi­va­lenz geschlecht­li­cher  Identifizierungen

15:30 – 17:30     KEYNOTE 

Karin Stö­g­ner: Weib­lich­keit und Wider­spruch. Spu­ren einer kri­ti­schen Theo­rie der Geschlech­ter­ver­hält­nis­se bei Ben­ja­min und Adorno

Abschluss­dis­kus­si­on

Face­book-Ver­an­stal­tung: https://www.facebook.com/events/2270967133160311/

Meron Mendel: Rechte Tendenzen in Europa und Deutschland

Abschluss­ver­an­stal­tung der Rei­he „Dis­play – Gegen­wart im Kontext“

07.02.2018 um 19:00 Uhr // NG 1741b (IG Neben­ge­bäu­de) // IG Far­ben Campus

Seit Dezem­ber ist in Öster­reich mit der FPÖ eine offen ras­sis­ti­sche Par­tei in der Bun­des­re­gie­rung ver­tre­ten. Über­ra­schend ist das nicht: Rech­te und rechts­ra­di­ka­le Par­tei­en bekom­men über­all in Euro­pa Auf­wind und sind in eini­gen Län­dern sogar an Regie­run­gen betei­ligt. Bür­ger­lich-demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen schei­nen grund­le­gend in die Kri­se gera­ten zu sein. Für vie­le Men­schen ist die Zunah­me rech­ter Gesin­nung auch ein mani­fes­ter Fak­tor im All­tag: Geflüch­te­te, Jüdin­nen und Juden und Peo­p­le of Color wer­den immer häu­fi­ger Opfer rech­ter Gewalt. In Deutsch­land wird nicht nur auf der Ebe­ne der Par­tei­en­po­li­tik, son­dern auch in vie­len zivil­ge­sell­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen über den rich­ti­gen Umgang mit Rech­ten gestrit­ten: In der Uni­ver­si­tät, in den Thea­tern, bei den Gewerk­schaf­ten oder auf der Buch­mes­se. Zum Abschluss der Ver­an­stal­tungs­rei­he „Dis­play – Gegen­wart im Kon­text“ möch­ten wir die­se Fra­gen auf­grei­fen und gemein­sam über Ursa­chen der gegen­wär­ti­gen Rechts­ent­wick­lung und mög­li­che Gegen­stra­te­gien sprechen.

Unser Gast ist Dr. Meron Men­del, Direk­tor der Bil­dungs­stät­te Anne Frank.

Ver­an­stal­tet durch die Gast­pro­fes­sur für kri­ti­sche Gesell­schafts­theo­rie am FB 03 und das Forum kri­ti­scher Wissenschaften.

Zur Rei­he:

Mel­dun­gen über den auto­ri­tä­ren Umbau inner- und außer­eu­ro­päi­scher Staa­ten flim­mern täg­lich über die Bild­schir­me. Welt­wei­te Pro­tes­te und sich immer wie­der neu for­mie­ren­de sozia­le Bewe­gun­gen wer­den in der Pres­se und in sozia­len Netz­wer­ken rund um die Uhr dis­ku­tiert. Eine gesell­schafts­theo­re­tisch infor­mier­te Ana­ly­se die­ser Ereig­nis­se bleibt im gegen­wär­ti­gen öffent­li­chen und media­len Dis­kurs jedoch weit­ge­hend aus. Was kön­nen die kri­ti­schen Wis­sen­schaf­ten für das Ver­ständ­nis sol­cher aktu­el­len poli­ti­schen Gescheh­nis­se bei­tra­gen? Anlie­gen der Ver­an­stal­tungs­rei­he ist es, sich in einer offe­nen Dis­kus­si­on mit loka­len Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus unter­schied­li­chen Fach­ge­bie­ten die­se kom­ple­xen The­men zu erschlie­ßen. Dabei soll zugleich das Poten­ti­al kri­ti­scher Gesell­schafts­theo­rie zur Ana­ly­se sozia­ler Ent­wick­lun­gen und Pro­ble­me der Gegen­wart befragt und die Aus­ein­an­der­set­zung mit aktu­el­len poli­ti­schen Fra­gen als Teil der aka­de­mi­schen Pra­xis ver­an­kert werden.

Die aktu­el­len The­men und Referent*innen wer­den jeweils kurz­fris­tig bekannt gegeben.

BDS & Co. Boykottkampagnen gegen Israel und ihre Hintergründe

Diens­tag, 30. Janu­ar 2018 // 19:00 Uhr // Café KoZ // Cam­pus Bockenheim

Isra­el ist nicht nur immer wie­der ter­ro­ris­ti­schen Angrif­fen durch isla­mis­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen wie die Hamas und den Isla­mi­schen Dschi­had aus­ge­setzt, son­dern wird zuneh­mend auch mit Kam­pa­gnen zu sei­ner Dämo­ni­sie­rung und Dele­gi­ti­mie­rung kon­fron­tiert. So for­dert bei­spiels­wei­se die nicht nur in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten, son­dern auch in vie­len ande­ren Län­dern agie­ren­de BDS-Bewe­gung einen umfas­sen­den Boy­kott des jüdi­schen Staa­tes sowie Kapi­tal­ab­zug, Embar­gos und Zwangs­maß­nah­men – auf wirt­schaft­li­chem, poli­ti­schem, aka­de­mi­schem und künst­le­ri­schem Gebiet. Sie gibt dabei vor, für die Men­schen­rech­te ein­zu­tre­ten, hat jedoch nicht weni­ger zum Ziel als die „Befrei­ung ganz Paläs­ti­nas“, das heißt: eine Kein-Staat-Israel‑Lösung.
Die Akti­vis­ten die­ser Bewe­gung sind gut ver­netzt und ver­fü­gen über Ein­fluss, der bis in wich­ti­ge Nicht­re­gie­rungs- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­onen sowie in Gre­mi­en der Ver­ein­ten Natio­nen hin­ein­reicht. In der Öffent­lich­keit und den Hoch­schu­len sind sie eben­falls äußerst prä­sent, vor allem in Groß­bri­tan­ni­en und den USA. Die EU-Kom­mis­si­on hat ihnen Ende 2015 sogar einen ihrer größ­ten Wün­sche erfüllt, indem sie eine beson­de­re Kenn­zeich­nungs­pflicht für Pro­duk­te israe­li­scher Fir­men beschloss, die ihren Stand­ort im West­jor­dan­land, in Ost­je­ru­sa­lem oder auf den Golan­hö­hen haben. Es ist dies die Vor­stu­fe zu einem offe­nen Boykott.
In sei­nem Vor­trag wird Alex Feu­er­herdt die zwei­fel­haf­ten Hin­ter­grün­de und Aus­wir­kun­gen die­ser Boy­kott- und Dele­gi­ti­mie­rungs­kam­pa­gnen ana­ly­sie­ren, einen Über­blick über ihre Akteu­re geben und erör­tern, wel­che Rol­le und wel­ches Gewicht den NGOs dabei zukommt. Zudem wird er prü­fen, wel­che Zie­le die gegen den jüdi­schen Staat gerich­te­ten „Lawfare“-Bestrebungen haben und wel­ches Ver­ständ­nis von den Men­schen­rech­ten ihnen zugrun­de liegt.

Zum Refe­ren­ten: Alex Feu­er­herdt ist frei­er Publi­zist und lebt in Köln. Er arbei­tet schwer­punkt­mä­ßig zu den The­men Isra­el, Nah­ost, Anti­se­mi­tis­mus und Fuß­ball und schreibt regel­mä­ßig unter ande­rem für die Jüdi­sche All­ge­mei­ne, n‑tv.de, die Jungle World und Kon­kret. Außer­dem ist er der Betrei­ber des Blogs Lizas Welt.

Alenka Zupančič: »What is sex?« – Philosophy and Psychoanalysis

Mitt­woch, 13. Dezem­ber 19:00 Uhr // Cas 1.811 // IG-Far­ben‑Campus

In her talk Alen­ka Zupančič will dis­cuss the encoun­ter bet­ween psy­cho­ana­ly­sis and phi­lo­so­phy at the points whe­re the two seem to be the most incom­pa­ti­ble. Sex (and psy­cho­ana­ly­tic theo­ry of sexua­li­ty) is some­thing that phi­lo­so­phy usual­ly does­n’t know what to do with. And onto­lo­gy (as sci­ence of pure being) is some­thing that psy­cho­ana­ly­sis does­n’t know what to do with. The pro­ject of the book »What is sex?« is to take the­se two noti­ons and cast them in the oppo­si­te camps. That is to say to take sex as the pro­per­ly onto­lo­gi­cal ques­ti­on of psy­cho­ana­ly­sis, and to pur­sue the impli­ca­ti­ons that this kind of inter­ro­ga­ti­on has for philosophy.

Alen­ka Zupančič ist Pro­fes­so­rin für Phi­lo­so­phie und Psy­cho­ana­ly­se an der European Gra­dua­te School (EGS), an der Uni­ver­si­ty of Nova Gori­ca und am Insti­tut für Phi­lo­so­phie an der Slovens­ka Aka­de­mi­ja Zna­nos­ti in Umet­nos­ti. Neben Sla­voj Žižek und Mla­den Dolar ist sie eine der bekann­tes­ten Ver­tre­te­rin­nen der soge­nann­ten »Lai­ba­cher Lacan-Schu­le«. Schwer­punk­te ihrer For­schung bil­den unter ande­rem das Ver­hält­nis zwi­schen Sexua­li­tät und Onto­lo­gie, die laca­nia­ni­sche Psy­cho­ana­ly­se, der Begriff des Komi­schen, der deut­sche Idea­lis­mus und Nietz­sche. Zu ihren wich­tigs­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen zäh­len: Ethik des Rea­len: Kant, Lacan (Turia + Kant, 1995), The Shor­test Shadow: Nietzsche’s Phi­lo­so­phy of the Two (MIT Press, 2003) und Der Geist der Komö­die (Mer­ve, 2014).

Mode­ra­ti­on: Lucas Pohl

Ver­an­stal­tet vom Ak zeit­ge­nös­si­sche Mate­ria­lis­men und dem Forum kri­ti­scher Wis­sen­schaf­ten (FkW).

Friederike Boll: #metoo – Die Grenzen des Sexualstrafrechts und deren politische (Be-)Deutung

Teil II der Ver­an­stal­tungs­rei­he Dis­play – Gegen­wart im Kontext

6.12.2017 um 19:00 // NG 1741b (IG Neben­ge­bäu­de) //
IG Far­ben Campus

Gewalt ist unver­min­dert All­tag für vie­le Frau­en*, Kin­der und Trans*. All­tag ist sie auch, weil die Gewalt in wei­ten Tei­len gesell­schaft­lich (und staat­lich) ver­harm­lost und tole­riert wird anstatt sie – struk­tu­rell und im Ein­zel­fall – effek­tiv zu bekämpfen.

Letz­tes Jahr wur­de mit viel femi­nis­ti­schem Nach­druck ein neu­es Sexu­al­straf­recht erkämpft, dass dem Grund­satz folgt „Nein heißt Nein“. Auch Stal­king kann inzwi­schen straf­recht­lich ver­folgt wer­den. Und seit eini­gen Jah­ren gibt es das Gewalt­schutz­ge­setz, das Instru­men­te bei Gewalt im sozia­len Nah­raum an die Hand gibt.
Mit dem stra­fen­den Staat also gegen Patri­ar­chat & Sexis­mus? – Da wer­den vie­le femi­nis­ti­sche und anti-ras­sis­ti­sche „Jein, aber’s“ laut. Ein Blick in femi­nis­tisch-mate­ria­lis­tische Rechts­theo­rie und die bit­te­re Rechts­wirk­lich­keit der Straf­ver­fol­gung zei­gen, dass es ein­fa­che Ant­wor­ten nicht geben wird – ein wei­ter so wie bis­her aber defi­ni­tiv auch kei­ne Opti­on ist.

Die Ver­an­stal­tung ver­sucht daher einen Rund­um­schlag: Zunächst wird das der­zei­ti­ge Sexu­al­straf­recht – das auch im Rah­men des Stu­di­ums nicht gelehrt wird – für Jurist*innen und nicht-Jurist*innen ver­ständ­lich dar­ge­stellt. Dann wird der aktu­el­le Dis­kurs zu sexua­li­sier­ter Gewalt und zur Reform des Sexu­al­straf­rechts nach­skiz­ziert. Dabei steht im Fokus der Kri­tik die Mit­tä­ter­schaft des bür­ger­li­chen Rechts­staats bei der Absi­che­rung von unglei­chen Geschlech­ter­ver­hält­nis­sen und sexua­li­sier­ter Gewalt. Abschlie­ßend gehen wir gemein­sam der Fra­ge nach: „Was tun?“ ange­sichts sexua­li­sier­ter Gewalt, einer sexis­ti­schen, patri­ar­cha­len Jus­tiz und ras­sis­ti­scher Vereinnahmungsversuchen.

Frie­de­ri­ke Boll hat Rechts­wis­sen­schaf­ten in Frank­furt am Main stu­diert und arbei­tet u.a. zu Sexu­al­straf­recht. Sie wird als Exper­tin zu dem The­ma einen Input geben und Fra­gen und Dis­kus­si­on­bei­trä­ge beant­wor­ten und kommentieren.

Im Anschluss an den Vor­trag wer­den die Initia­ti­ven gewalt­frei­le­ben und femi­nis­ti­sche philosoph_innen frank­furt in kur­zen Inputs aus ihren aktu­el­len Pro­jek­ten berichten.

Ver­an­stal­tet durch die Gast­pro­fes­sur für kri­ti­sche Gesell­schafts­theo­rie am FB 03 und das Forum kri­ti­scher Wissenschaften.

Zur Rei­he:

Mel­dun­gen über den auto­ri­tä­ren Umbau inner- und außer­eu­ro­päi­scher Staa­ten flim­mern täg­lich über die Bild­schir­me. Welt­wei­te Pro­tes­te und sich immer wie­der neu for­mie­ren­de sozia­le Bewe­gun­gen wer­den in der Pres­se und in sozia­len Netz­wer­ken rund um die Uhr dis­ku­tiert. Eine gesell­schafts­theo­re­tisch infor­mier­te Ana­ly­se die­ser Ereig­nis­se bleibt im gegen­wär­ti­gen öffent­li­chen und media­len Dis­kurs jedoch weit­ge­hend aus.                                                                                                                                                                                                                              Was kön­nen die kri­ti­schen Wis­sen­schaf­ten für das Ver­ständ­nis sol­cher aktu­el­len poli­ti­schen Gescheh­nis­se bei­tra­gen? Anlie­gen der Ver­an­stal­tungs­rei­he ist es, sich in einer offe­nen Dis­kus­si­on mit loka­len Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus unter­schied­li­chen Fach­ge­bie­ten die­se kom­ple­xen The­men zu erschlie­ßen. Dabei soll zugleich das Poten­ti­al kri­ti­scher Gesell­schafts­theo­rie zur Ana­ly­se sozia­ler Ent­wick­lun­gen und Pro­ble­me der Gegen­wart befragt und die Aus­ein­an­der­set­zung mit aktu­el­len poli­ti­schen Fra­gen als Teil der aka­de­mi­schen Pra­xis ver­an­kert werden.

Die aktu­el­len The­men und Referent*innen wer­den jeweils kurz­fris­tig bekannt gegeben.

Zeit:

01.11.2017 + 06.12.2017 + 07.02.2018 // jeweils 19:00 Uhr

Ort:

01.11.2017 // Café auf dem Cam­pus Hop­pen­worth & Ploch („Hopp­lo“) // Sio­li­stra­ße 7, 60323 Frank­furt am Main (auf dem IG Far­ben Cam­pus)    

06.12.2017 + 07.02.2018 // NG 1741b (IG-Neben­ge­bäu­de), Nor­bert-Woll­heim-Platz 1 (auf dem IG Far­ben Campus)

Samo Tomšič: Machtlust. Psychoanalyse und Kapitalismuskritik

Diens­tag, 21. Novem­ber // 19:00 – 21:00 Uhr // Cas 1.811 (IG-Far­ben‑Campus, Nina-Rubinstein-Weg 1, 60323 Frank­furt am Main)

Wenn eine gesell­schafts­kri­ti­sche Aus­rich­tung die Psy­cho­ana­ly­se kenn­zeich­net, dann ist es die Auf­de­ckung des­sen, was Freud das »Unbe­ha­gen in der Kul­tur« nann­te. Damit direkt ver­bun­den ist die Auf­de­ckung der libi­di­nö­sen Aus­beu­tung bzw. der libi­di­nö­sen Ver­an­ke­rung der Macht­ver­hält­nis­se. Die­se Ein­sich­ten Freuds wur­den einer­seits von der Kri­ti­schen Theo­rie auf­ge­grif­fen und fan­den ande­rer­seits in Jac­ques Lacans »Rück­kehr zu Freud« wich­ti­ge psy­cho­ana­ly­ti­sche Wei­ter­ent­wick­lun­gen. Aus­ge­hend von der Lust­pro­ble­ma­tik wird sich der Vor­trag der andau­ern­den Aktua­li­tät der freu­do-lacan­schen Psy­cho­ana­ly­se wid­men. Wie­so braucht die Kri­tik der poli­ti­schen Ökono­mie psy­cho­ana­ly­ti­sche Grund­be­grif­fe (Trieb, Unbe­wuss­tes, Über­tra­gung)? Wie mischt sich Lust über­haupt in die Repro­duk­ti­on der kapi­ta­lis­ti­schen Macht­ver­hält­nis­se ein? Und schließ­lich: Was kann uns die Psy­cho­ana­ly­se über den Auf­stieg des soge­nann­ten Neo­po­pu­lis­mus sagen?

Samo Tomšič pro­mo­vier­te in Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Ljublja­na, Slo­we­ni­en, und ist seit 2011 an der Hum­boldt Uni­ver­si­tät zu Ber­lin tätig. Sei­ne For­schungs­be­rei­che umfas­sen fran­zö­si­sche Phi­lo­so­phie, deut­schen Idea­lis­mus, Epis­te­mo­lo­gie, Psy­cho­ana­ly­se und Sprach­phi­lo­so­phie. Letz­te Ver­öf­fent­li­chun­gen: The Capi­ta­list Uncon­scious. Marx and Lacan (Ver­so, 2015) und Psy­cho­ana­ly­sis: Topo­lo­gi­cal Per­spec­ti­ves (Hg. mit Micha­el Fried­man, Tran­script, 2016).

Mode­ra­ti­on: Lucas Pohl

Ver­an­stal­tet vom Ak zeit­ge­nös­si­sche Mate­ria­lis­men und dem Forum kri­ti­scher Wis­sen­schaf­ten (FkW).

Justo Serrano Zamora: Katalanischer „independentisme“: zwischen nationaler Identität und (radikaler) politischer Selbstbestimmung

Gemein­sam mit der Gast­pro­fes­sur für kri­ti­sche Gesell­schafts­theo­rie am FB 03 laden wir ein zur Auf­takt­ver­an­stal­tung der Rei­he Dis­play – Gegen­wart im Kontext

01.11.2017 um 19:00 Uhr // Café auf dem Cam­pus Hop­pen­worth & Ploch („Hopp­lo“) // Sio­li­stra­ße 7, 60323 Frank­furt am Main (auf dem IG Far­ben Campus)

Am 1. Okto­ber wur­de die Teil­nah­me enga­gier­ter und fried­li­cher Bür­ger an einer – als ver­fas­sungs­wid­rig erklär­ten – Volks­ab­stim­mung über den poli­ti­schen Sta­tus von Kata­lo­ni­en mit bru­ta­ler Poli­zei­ge­walt unter­drückt. Wie ist es zu einer sol­chen Situa­ti­on gekom­men? Wel­che poli­ti­schen, zivil­ge­sell­schaft­li­chen und öko­no­mi­schen Akteu­re haben dabei eine Rol­le gespielt? Wel­che poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen sind zu erwar­ten? Im Vor­trag soll mit beson­de­rem Nach­druck die Fra­ge ver­han­delt wer­den, wor­in die spe­zi­fi­schen Ambi­va­len­zen des kata­la­ni­schen Sepa­ra­tis­mus bestehen.

Jus­to Ser­ra­no Zamo­ra pro­mo­viert am Insti­tut für Sozi­al­for­schung (IfS) zu Trans­for­ma­ti­on und Radi­ka­li­sie­rung demo­kra­ti­scher Prak­ti­ken in sozia­len Mobi­li­sie­run­gen an der Schnitt­stel­le zwi­schen ame­ri­ka­ni­schem Prag­ma­tis­mus und Kri­ti­scher Theo­rie. Seit Sep­tem­ber 2017 ist er wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter an der Hoch­schu­le für Poli­tik der TU München.

Zur Rei­he:

Mel­dun­gen über den auto­ri­tä­ren Umbau inner- und außer­eu­ro­päi­scher Staa­ten flim­mern täg­lich über die Bild­schir­me. Welt­wei­te Pro­tes­te und sich immer wie­der neu for­mie­ren­de sozia­le Bewe­gun­gen wer­den in der Pres­se und in sozia­len Netz­wer­ken rund um die Uhr dis­ku­tiert. Eine gesell­schafts­theo­re­tisch infor­mier­te Ana­ly­se die­ser Ereig­nis­se bleibt im gegen­wär­ti­gen öffent­li­chen und media­len Dis­kurs jedoch weit­ge­hend aus.                                                                                                                                                                                                                              Was kön­nen die kri­ti­schen Wis­sen­schaf­ten für das Ver­ständ­nis sol­cher aktu­el­len poli­ti­schen Gescheh­nis­se bei­tra­gen? Anlie­gen der Ver­an­stal­tungs­rei­he ist es, sich in einer offe­nen Dis­kus­si­on mit loka­len Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus unter­schied­li­chen Fach­ge­bie­ten die­se kom­ple­xen The­men zu erschlie­ßen. Dabei soll zugleich das Poten­ti­al kri­ti­scher Gesell­schafts­theo­rie zur Ana­ly­se sozia­ler Ent­wick­lun­gen und Pro­ble­me der Gegen­wart befragt und die Aus­ein­an­der­set­zung mit aktu­el­len poli­ti­schen Fra­gen als Teil der aka­de­mi­schen Pra­xis ver­an­kert werden.

Die aktu­el­len The­men und Referent*innen wer­den jeweils kurz­fris­tig bekannt gegeben.

Zeit:

01.11.2017 + 06.12.2017 + 07.02.2018 // jeweils 19:00 Uhr

Ort:

01.11.2017 // Café auf dem Cam­pus Hop­pen­worth & Ploch („Hopp­lo“) // Sio­li­stra­ße 7, 60323 Frank­furt am Main (auf dem IG Far­ben Cam­pus)    

06.12.2017 + 07.02.2018 // NG 1741b (IG-Neben­ge­bäu­de), Nor­bert-Woll­heim-Platz 1 (auf dem IG Far­ben Campus)