Das Forum kritischer Wissenschaften (FkW) ist ein status- und fachbereichs-übergreifender Verein, der sich für die Verstetigung kritischer Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt und die Förderung studentischer Initiativen einsetzt. Der Verein versteht sich als hochschulpolitisches Forum, das einen Austausch darüber ermöglichen soll, was es hier in Frankfurt heißen kann, kritische Wissenschaft zu praktizieren. Hierzu unterstützt das FkW die fachbereichs-übergreifende Vernetzung & Organisation gemeinsamer Veranstaltungen. // Kontakt: info@forumkw.de // Aktuelle Infos unter: instagram.com/forum_kw bsky.app/profile/fkwfrankfurt.bsky.social facebook.com/fkwissenschaften youtube.com/@fkwfrankfurt
Am 27. Oktober werden die Autor:innen Christina Engelmann und Franziska Haug in der Oetinger Villa über die im Band versammelten feministischen Analysen der Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus sprechen. Wie verhält sich die Geschlechterdifferenz zu anderen Herrschafts- und Widerspruchskonstellationen kapitalistischer Gesellschaften? Was haben vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, patriarchale Verwandtschaftsbeziehungen und die Kontrolle weiblicher Sexualität und Begehren mit der kapitalistischen Verwertungslogik zu tun? Inwiefern scheint es angezeigt, queere und materialistische feministische Analysen miteinander zu verbinden, um diese Fragen in ihrer Komplexität zu erschließen? Auf dem Podium werden wir diskutieren, wie sich Ausbeutung und Ungleichheit im Geschlechterverhältnis aus der Perspektive einer materialistisch-feministischen Gesellschaftstheorie analysieren lassen und welche Implikationen sich aus ihr für emanzipatorische Kämpfe der Gegenwart ergeben.
Vor der Veranstaltung wird ab 19 Uhr KÜFA stattfinden, der Eintritt ist wie immer frei. Wir freuen uns darauf, mit Euch über Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus und Möglichkeiten emanzipatorischer Politik heute zu diskutieren!
Den Sammelband gibt es als Open-Access-E-Book beim Campus Verlag.
Heute erreichen über Youtube, TikTok und andere Social-Media-Plattformen zunehmend rechte und konservative Kräfte die junge Generation und forcieren so eine mediale und politische Diskursverschiebung nach rechts. Das war im frühen 20. Jahrhundert noch anders als die Arbeiter:innenbewegung zu einer bedeutenden politischen Kraft wurde und über Jugendverbände, sozialistische Zeitschriften und politische Proteste in der Lebenspraxis der Jugendlichen verankert war. Wie hat sich seither das Verhältnis von Theorie und Praxis politischer Bildungsarbeit geändert? Was können wir aus den Bildungskonzepten und praktischen Modellen lernen, die innerhalb der Arbeiter:innenbewegung entstanden? Und welche Möglichkeiten gibt es heute, emanzipative Bildungszusammenhänge vor Ort zu organisieren?
Auf dem Podium werden wir diese Fragen diskutieren und aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, in welchem Verhältnis Bildung zu sozialer Ungleichheit und Herrschaft, aber auch zu politischen Befreiungskämpfen steht. Anlass ist der kürzlich erschienene Sammelband Proletarische Pädagogik. Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte, der Beiträge zu historischen und theoretischen Ansätzen einer Bildungspraxis versammelt, die soziale Ungleichheit und die materiellen Bedingungen von Bildung als Ausgangspunkt pädagogischen Denkens versteht. Die Beiträge reichen von Diskussionen um Clara Zetkin und Walter Benjamin bis hin zu Analysen proletarischer Kinder- und Jugendbildung sowie der Medien und Räume einer sozialistischen Bildung.
Wir laden gemeinsam mit der Junge GEW Hessen und den Herausgeber:innen des Sammelbands zu zwei Buchvorstellungen mit Podiumsdiskussion ein:
30.10.2025 um 18 Uhr im Café KoZ (Studierendenhaus, Mertonstr. 26 – 28, 60325 Frankfurt) Christina Engelmann (Institut für Sozialforschung Frankfurt), Pauline Griesenbruch (Sozialistische Jugend, Die Falken), Lasse Hansohm (Universität Freiburg), Ferdinand Klüsener (Ruhr-Universität Bochum) Moderation: Hannah Zoller (Junge GEW Hessen)
04.11.2025 um 18 Uhr im DGB-Dachsaal (Walltorstr. 17, 35390 Gießen) Christina Engelmann (Institut für Sozialforschung Frankfurt), Pauline Griesenbruch (Sozialistische Jugend, Die Falken), Bernd Käpplinger (Justus-Liebig-Universität Gießen), Ingrid Miethe (Justus-Liebig-Universität Gießen) Moderation: Hannah Zoller (Junge GEW Hessen)
Auf dem Podium werden wir u.a. diskutieren, wie soziale und politische Kämpfe um eine befreite Gesellschaft mit der Frage nach den Voraussetzungen einer emanzipativen Bildung verknüpft sind und welche Bedeutung dabei den materiellen Bedingungen sowie kollektiven Erfahrungen zukommt.
Im Anschluss an das Podium wird es einen Sektempfang geben. Wir freuen uns darauf, mit Euch zu diskutieren und auf den Release des Sammelbands anzustoßen!
Was können wir angesichts der gegenwärtigen Krisen liberal-kapitalistischer Gesellschaften und des Aufstiegs rechtsnationalistischer Kräfte aus historischen Modellen einer revolutionären Neuorganisation der Gesellschaft lernen? Was lernen aus dem sowjetischen Sozialismus, seiner Kultur- und Geschlechterpolitik?
Das diskutieren die Herausgeberinnen Christina Engelmann und Franziska Haug mit den Autor*innen Kristen R. Ghodsee und Dietmar Dath. Mit Kristen Ghodsee sprechen wir über die sowjetische Revolutionärin Alexandra Kollontai und die in den ersten Jahren nach der Oktoberrevolution wesentlich von ihr mit gestaltete Geschlechterpolitik. Wir diskutieren die Frage, inwiefern eine sozialistische Organisierung der Gesellschaft neben veränderten Produktions- und Eigentumsverhältnissen auch einer Umwälzung intimer Beziehungen bedarf, welche Rolle dabei die Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit spielt und Why Women Have Better Sex Under Socialism.
Das Verhältnis von Bildung und Kunst, Literatur und Kultur im Sozialismus ist Gegenstand des Gesprächs mit Dietmar Dath. Für ihn ist Kunst keine „Pädagogik oder Leitartikel“. Dennoch entwickle sie neue Haltungen oder erweitere vorhandene, also auch sozialistische. Das Ästhetische und Politische sozialistischer Kunst diskutiert Dath anhand verschiedener Beispiele wie dem Proletkult, der DDR-Literatur, Realismus- und Futurismus-Debatten bis hin zu Science Fiction.
Im Anschluss: Barabend mit aggression f_fatale und DJ Glitzer Hearing
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. / The event will be held in English.
Dietmar Dath ist Autor, Journalist, Übersetzer und Redakteur im Feuilleton der FAZ. Er hat zahlreiche Romane, Theaterstücke, Sachbücher und Gedichte veröffentlicht, darunter Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift (2008), Karl Marx (2018) und Niegeschichte. Science Fiction als Kunst- und Denkmaschine (2019).
Kristen R. Ghodsee ist Ethnografin und Professorin für Russische und Osteuropäische Studien an der University of Pennsylvania. Sie ist Autorin u.a. von Why Women Have Better Sex Under Socialism (2018) und Red Valkyries: Feminist Lessons from Five Revolutionary Women (2022). In ihrem Podcast A.K. 47 liest und diskutiert Ghodsee Essays, Reden, politische und literarische Schriften von Alexandra Kollontai.
19:00 Uhr | aquarium (Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin)
mit Alex Demirović, Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Franziska Haug; Moderation: Janette Otterstein
Auf dem Podium werden die Autor:innen Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Franziska Haug gemeinsam mit Alex Demirović über die im Band versammelten Gegenwartsanalysen der Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus sprechen. Wie verhält sich die Geschlechterdifferenz zu anderen Herrschafts- und Widerspruchskonstellationen kapitalistischer Gesellschaften? Was haben vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, patriarchale Verwandschaftsbeziehungen und die Kontrolle weiblicher Sexualität und Begehren mit der kapitalistischen Verwertungslogik zu tun? Wie werden Ausbeutung und Ungleichheit im Geschlechterverhältnis in der Perspektive einer materalistisch-feministischen Gesellschaftstheorie analysiert und welche Implikationen lassen sich aus ihr für emanzipatorische Kämpfe der Gegenwart ziehen?
Los geht’s um 19 Uhr im aquarium am Kottbusser Tor, der Eintritt ist frei. Wir freuen uns darauf, mit Euch über Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus und Möglichkeiten emanzipatorischer Politik heute zu diskutieren!
19:00 Uhr | Museum des Kapitalismus (Köpenicker Str. 172, 10997 Berlin)
Was hat der Kapitalismus mit Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu tun? Welche Rolle spielt die Familie dabei? Und wie können materialistisch-feministische Perspektiven emanzipatorische Ansätze für eine gerechtere Gesellschaft entwickeln?
Am 23. Januar stellen wir unseren Sammelband Materialistischer Feminismus – Gegenwartsanalysen zu Geschlecht und Kapitalismus zusammen mit Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Lou Zucker im Museum des Kapitalismus in Berlin vor. Gemeinsam mit Katharina Lux, die an dem Abend die Moderation übernimmt, diskutieren die Autor:innen, wie eine materialistisch-feministische Perspektive dazu beitragen kann, Probleme unserer Gegenwart besser zu verstehen – von aktuellen Krisen der sozialen Reproduktion bis hin zur Rolle der Familie bei der Verfestigung von Klassenverhältnissen und sozialer Ungleichheit. Im Mittelpunkt stehen die destruktiven Effekte der kapitalistischen Verwertungslogik und deren Einfluss auf Geschlechterverhältnisse, Machtasymmetrien und Formen von Gewalt.
Los geht’s um 19 Uhr im Museum des Kapitalismus, der Eintritt ist frei. Im Anschluss möchten wir gerne noch mit Euch anstoßen – kommt vorbei und diskutiert mit uns!
Nähere Hinweise zur Veranstaltung findet ihr auf der Website des MdK; aktuelle Infos erhaltet ihr über unseren Insta-Account.
Wir freuen uns sehr, dass unser Sammelband – der aus der Veranstaltungsreihe „Zur Aktualität Materialistischer Feminismen“ hervorgangen ist – in der Schriften Reihe des Instituts für Sozialforschung im Campus Verlag erschienen ist! Hier gehts zum Open-Access-Download: https://www.campus.de/e‑books/wissenschaft/soziologie/materialistischer_feminismus-18348.html
Die in dem Band versammelten Theorie- und Forschungsarbeiten aus dem Feld der Geschlechterforschung diskutieren, wie eine materialistisch-feministische Perspektive zur kritischen Erschließung unserer Gegenwart beitragen kann. Die Autorinnen untersuchen gesellschaftliche Phänomene von besonderer Dringlichkeit, indem sie historische Perspektiven mittels eigener theoriegeleiteter Analysen und empirischer Studien aktualisieren, etwa zu Körperökonomien, Unternehmenskulturen oder Familienmodellen. Zugleich eröffnen die Beiträge Ausblicke auf alternative Formen der Organisation des gemeinsamen Wirtschaftens und Lebens und verhandeln so auch die Frage nach den Möglichkeiten einer emanzipatorischen Praxis.
** SAVETHEDATE**: BOOKRELEASE in Frankfurt am Main | 12.11.2024 um 18:30 Uhr in der FemBib (Studierendenhaus, Bockenheim)
mit Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller, Franziska Haug, Sarah Mühlbacher und Sarah Speck
Am 12. November werden wir zusammen mit den Autor:innen unseren neuen Sammelband „Materialistischer Feminismus. Gegenwartsanalysen zu Geschlecht im Kapitalismus“ im Foyer der Feministischen Bibliothek (FemBib FfM, https://www.instagram.com/fembib.ffm) vorstellen.
Gemeinsam mit Euch wollen wir die im Band präsentierten materialistisch-feministischen Gesellschaftsanalysen diskutieren. Im Fokus wird dabei die Frage stehen, wie die Strukturlogik des Kapitals zum Fortbestehen, aber auch zum Wandel der Geschlechterverhältnisse beiträgt. Darüber hinaus sollen Perspektiven aufgezeigt werden, wie sich unsere Beziehungen, Lebens- und Arbeitsverhältnisse jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik organisieren lassen.
Anlässlich des Release des Sammelbandes wird es einen Empfang mit Sekt & nicht alkoholischen Drinks geben – wir freuen uns darauf, im Anschluss an die Buchvorstellung mit Euch anzustoßen!
Buchvorstellung & Diskussion mit der Herausgeberin Friederike Beier & Franziska Haug Freitag, 12. Januar 2024 19:00 Uhr, Café KoZ (Mertonstraße 26 – 28, 60325 Frankfurt am Main)
Die beiden geben eine Einführung in die Theorien des materialistischen Queerfeminismus und stellen ihre Beiträge aus dem gerade erschienenen Sammelband vor. Im Anschluss werden politische Perspektiven einer nicht-heteronormativen, sondern sorgezentrierten Gesellschaft vorgestellt und diskutiert.
*UPDATE: der Vortrag von Jenny Nachtigall am 27. Juni muss leider entfallen* Leider wird der Vortrag von Jenny Nachtigall „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“, der für kommenden Donnerstag (27.06.24) angesetzt war, nicht wie geplant stattfinden können. Ihr erfahrt hier und über unsere Social Media-Kanäle, falls der Vortrag in einem anderen Setting nachgeholt werden kann.
Das Bewusstsein davon, dass wir mit der durch die kapitalistische Verwertungslogik produzierten Klimakatastrophe in das Zeitalter des Kapitalozäns eingetreten sind, hat sich auch in der Kunst niedergeschlagen. Konkret zeigt sich dies mit Blick auf die kritische Verhandlung der Auffassung davon, was gewöhnlich in dem Begriff der ›Vermittlung von Geist und Natur‹ zum Ausdruck kommt. Was kann – und mitunter muss – in einer ästhetischen Erfahrung heute erschlossen werden? Die Vortragsreihe wird diesen Zugang mithilfe verschiedener Ansätze gegenwärtiger Ästhetik kritisch befragen.
Denn mit dem Bewusstsein der vom Kapital gemachten Klimakatastrophe ist zwar auch die Möglichkeit gegeben, die Logik zerstörerischer Naturbeherrschung zu durchbrechen. »Angesichts solcher Möglichkeit aber«, mit den bekannten, die Theorie der Kulturindustrie einleitenden Worten von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer gesprochen, »wandelt im Dienst der Gegenwart Aufklärung sich zum totalen Betrug der Massen um.« Mit der Frage nach dem, was eine ästhetische Erfahrung im Kapitalozän zu erschließen fähig ist, wird die Vortragsreihe zugleich danach fragen, was sie zu verschließen fähig ist: Es sind die von der Ästhetik betrachteten Zugänge, in denen sich dieser Betrug vollziehen lässt.
Programm
[1] „Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens“ | Vortrag von Thomas Khurana
Dienstag, 12.12.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: Casino 1.812 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Franziska Wildt
[2] „Darstellungen des Naturverhältnisses“ | Podium mit Juliane Rebentisch &Christoph Menke
Mittwoch, 17.01.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: Casino 1.811 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nathan Taylor
[3] „Die Konzeption der Kulturindustrie in der frühen Kritischen Theorie: Grundlagen und Aktualität“ | Workshop mit Susanne Martin
Freitag, 02.02.24 von 12:00 – 16:00 Uhr
Raum: Sitzungssaal I – Institut für Sozialforschung (IfS)
Anmeldung unter: info@forumkw.de
[4] „Zur Politischen Ökonomie der Medien und Grundrisse einer Werttheorie der Kunst“ | Podium mit Isabelle Graw & Christian Fuchs
Donnerstag, 06.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Elias Schedler
[5] „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“ | Vortrag von Jenny Nachtigall
Mit einer Response von Simon Gurisch
Donnerstag, 27.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nils Fock
[1] Thomas Khurana: »Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens«
In »Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens« wird Thomas Khurana der Vermittlung von Geist und Natur in der ästhetischen Erfahrung und dem aus ihr resultierenden ästhetischen Urteil nachgehen. In seiner dritten Kritik entwickelt Kant Überlegungen zu einer durch Kunst hervorgebrachten Natur, die sich dadurch auszeichnet, geistig hervorgebracht zu sein und zugleich die Erfahrung einer anderen Natur zu ermöglichen, die das Begriffsvermögen überschreitet. Kants Bestimmung des ästhetischen Urteils zeigt so ein Verhältnis des Geistes zu sich selbst, zur Natur und einer Form der Sozialität auf, das im Begriff des Gattungswesens zusammenläuft, den Khurana bisher bei Marx und Hegel verfolgt hat. Denn dieser Begriff zeichnet sich zum einen durch seine die anthropozentrische Sichtweise transzendierende Offenheit gegenüber der natürlichen Existenz des Geistes aus und wird zum anderen auch von Marx mit der Fähigkeit zu ästhetischen Urteilen erläutert. Im Vortrag wird diese Idee nun an Kant selbst nachvollzogen und verhandelt, inwieweit der Begriff des Gattungswesens im Lichte aktueller Diagnosen des Kapitalozäns als eine von diesem Gattungswesen wesentlich entfremdete Gegenwart zu reformulieren wäre.
[2] Juliane Rebentisch und Christoph Menke im Gespräch mit Nathan Taylor: »Darstellungen des Naturverhältnisses«
Mit dem Begriff des Kapitalozäns geht gemeinhin ein Urteil des Scheiterns der herrschenden Vermittlungslogik von Geist und Natur einher. Dieses stellt somit auch bisherige Bestimmungen des Naturverhältnisses grundlegend infrage.
Seit der Moderne wird das Naturverhältnis in der philosophischen Ästhetik häufig in den Begriffen des ›Naturschönen‹ und des ›Erhabenen‹ verhandelt. Ersterer bringt ein harmonisches Zusammenspiel von Geist und Natur innerhalb ihrer bestehenden Vermittlung zur Sprache. Letzterer hingegen will deren Disharmonie als Erfahrung einer vermeintlichen Überlegenheit des Geistes gegenüber der Natur begreifen.
Wenn die herrschende Vermittlungslogik von Geist und Natur – und mit ihr die Bestimmungen des Naturschönen und des Erhabenen – im Kapitalozän nun problematisch werden, so muss das Naturverhältnis auf eine aus jenen klassischen Kategorien hinausführende Weise neu gedacht werden. Diese grundlegende Aufgabe teilt sich die philosophische Ästhetik mit anderen Disziplinen. Doch nimmt nur sie dabei ausdrücklich und primär zum Gegenstand, was in bestimmten Naturverhältnissen wie zur Darstellung kommt. Damit ist sie entscheidend an der Herausbildung einer anderen Auffassung und Erfahrung von Natur beteiligt.
Die zweite Veranstaltung unserer Reihe »Ästhetik.Kultur.Kritik. Ästhetische Erfahrung im Kapitalozän« thematisiert »Darstellungen des Naturverhältnisses«, in welchen die Mensch-Tier-Beziehung zum Ausdruck kommt. Juliane Rebentisch und Christoph Menke sprechen über Perspektiven, Natur jenseits ihrer gewöhnlichen Entgegensetzung zum Geist zu denken, die sich in der Betrachtung bestimmter Darstellungen des Tierischen durch den Menschen eröffnen – und darüber, warum die Künste hierfür unverzichtbar sind.
[3] Susanne Martin: »Die Konzeption der Kulturindustrie in der frühen Kritischen Theorie: Grundlagen und Aktualität«
Unter dem Begriff ›Kulturindustrie‹ haben Horkheimer und Adorno die Kommodifizierung der Produktion und Rezeption kultureller Erzeugnisse analysiert. Ihre Kritik richtete sich dabei gegen die integrative Kraft der Kulturindustrie, durch die die Subjekte im Zuge des Konsums in die gesellschaftliche Ordnung eingegliedert werden. In diesem Licht entpuppt sich die Kulturindustrie als ein vorrangiger Bereich der ideologischen Herrschaftsstabilisierung im Spätkapitalismus.
Wie wird dieser Befund begründet und welche Relevanz hat er heute angesichts eines weitreichend veränderten kulturellen Angebots und Konsums? Um diese übergeordneten Fragen des Workshops zu beantworten, werden wir in einem ersten Schritt zentrale Argumentationslinien des Kapitels »Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug« der Dialektik der Aufklärung rekonstruieren. In einem zweiten Schritt soll anhand selbstgewählter Gegenwartsphänomene die Aktualität der Kulturindustriekritik ausgelotet werden. Basis bilden die Diskussion einschlägiger Textpassagen sowie Inputs zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Theorie. Das abschließende Ziel des Workshops ist es, Überlegungen zu einer zeitgemäßen Kulturkritik im Anschluss an die frühe Kritische Theorie anzustellen.
Textgrundlage: Horkheimer, Max & Adorno, Theodor W. (1944), Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug, in: Max Horkheimer Gesammelte Schriften Bd. 5: Dialektik der Aufklärung und Schriften 1940 – 1950, hg. v. Gunzelin Schmid Noerr, Frankfurt 1987: Fischer, 144 – 196.
Um Anmeldung wird gebeten unter: info@forumkw.de (wir schicken dann gerne eine PDF-Version des Kapitels zum Einlesen zu).
[4] „Zur Politischen Ökonomie der Medien und Grundrisse einer Werttheorie der Kunst“ | Podium mit Isabelle Graw & Christian Fuchs
Donnerstag, 06.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Elias Schedler
In Gestalt einer digitalen Klassengesellschaft, veränderter Mechanismen von Herrschaft und neuer Formen entfremdeter Arbeit kehren im Zeichen des Digitalen etablierte Antagonismen des Kapitalismus wieder. Um diese Phänomene und Entwicklungen unserer Gegenwart genauer zu verstehen, untersucht Christian Fuchs in seinem Vortrag einige Grundlagen der Kritik der Politischen Ökonomie des digitalen Kapitalismus. Exemplarisch wird er dabei auf Konzepte von Karl Marx und Theodor W. Adorno eingehen und nach deren Relevanz für eine Gegenwartsanalyse des digitalen Kapitalismus fragen.
Im zweiten Teil wird Isabelle Graw ihre an Marx angelehnten werttheoretischen Überlegungen zur zeitgenössischen Kunst präsentieren. Sie knüpft damit an die ästhetische Beobachtung an, wonach die bürgerliche Kunst seit jeher durch den Umstand bestimmt ist, Ware zu sein und zugleich diesen Warencharakter durch künstlerische Autonomie zu negieren. Nach Marx beruht der Wert der gewöhnlichen Ware auf konkreter Arbeit, abstrahiert jedoch zugleich von dieser Arbeit. In der Analyse künstlerischer Produktionsprozesse geht Graw der Frage nach der spezifischen Vergegenständlichung künstlerischer Arbeit am Beispiel von Piero Manzoni und Robert Morris nach. Diese verhandeln ihre eigene Wertform, indem sie das fertige Produkt und seinen Herstellungsprozess in Kopräsenz ausstellen.
[5] „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“ | Vortrag von Jenny Nachtigall
Mit einer Response von Simon Gurisch
Donnerstag, 27.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nils Fock
Mit dem Ziel einer Historisierung aktueller Debatten um Kunst und Eigentum werden in »Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik« verschiedene materialistische Gegenmodelle zum possessiven Formalismus der Kunstgeschichte vorgestellt. Gemeinsam ist diesen Modellen zwar eine Orientierung an Fragen des Lebens und des Lebendigen. Daraus folgt jedoch nicht, dass der Kunst eine ontologische Alterität oder Vitalität zugeschrieben wird. Diese ›andere Tradition‹ fasst Jenny Nachtigall als Ansatz eines eigenwilligen Vitalismus (›wayward vitalism‹).
›wayward vitalism‹ soll damit nicht als ein fixer Begriff festgeschrieben werden. Vielmehr soll er in seiner Vorläufigkeit dabei helfen, ein ästhetisches Verhältnis zum Leben ins Spiel bringen, das jenseits der (bis heute von Kunstgeschichte und dem Museum aufrechterhaltenden) Grenzziehungen der Moderne, Formen von Gemeinschaftlichkeit, kollektiven Machens/Nichtmachens, oder des Protests umfassen kann. Was wird erzählbar, wenn wir diese ›andere Tradition‹ in den Blick nehmen – und was fehlt?
Aktuell bereiten wir die Durchführung einer Veranstaltungsreihe zu Ästhetik und Kulturindustrie vor. Die Reihe soll im Dezember dieses Jahres (2023) beginnen und vier Veranstaltungen umfassen. Konkrete Ankündigungen zu den Veranstaltungen werden wir rechtzeitig hier und über unsere Facebook-Seite und twitter bekannt geben. Wir freuen uns auf interessante Abende mit euch!