Reihe mit Workshops und Vorträgen | Februar – Juli 2022
Alle Vorträge der Reihe findet ihr zum Nachschauen auf unserem Youtube-Kanal.
Die Veranstaltungsreihe hat anhand zeitgenössischer Ansätze die Frage verhandelt, was eine materialistisch-feministische Perspektive zur Erschließung der Gegenwart beitragen kann und weshalb sie dennoch in der gegenwärtigen Geschlechterforschung kaum vertreten scheint. Die Referentinnen haben aus unterschiedlichen Perspektiven exemplarische Einblicke in ihre empirische Forschung und Theoriearbeit gegeben, um einen Austausch über aktuelle Analysen und Interventionen zu öffnen.
Wie können materialistisch-feministische Forschungspraxen heute konkret aussehen und wie lassen sich in ihnen Modelle emanzipatorischer Veränderung theoretisch verankern?
Gemeinsam mit Kitchen Politics und Lou Zucker haben wir zudem getrennte Workshops zur intensiveren Auseinandersetzung mit Clara Zetkin und Alexandra Kollontai durchgeführt, die den Kampf für die Befreiung der Frau konsequent internationalistisch als gemeinsamen Kampf aller Arbeiter:innen gegen die bestehenden ökonomischen und sozialen Herrschaftsverhältnisse dachten – und damit erste Grundrisse eines Materialistischen Feminismus begründeten.
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Programm
[ 1 ] Emanzipation? Ge(ht)schlecht im Kapitalismus!
17.02.2022- 18:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung
Lisa Yashodhara Haller
Moderation: Sarah Mühlbacher
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[ 2 ] Alte und neue materialistische Feminismen: Abgrenzungen und Kontinuitäten
10.03.2022- 18:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung
Anastassija Kostan & Luki Schmitz
im Gespräch mit Francesca Raimondi
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[ 3 ] Ökonomie. Subjektivierung. Geschlecht.
Feministisch-materialistische Perspektiven in der empirischen Sozialforschung
07.04.2022 – 18:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung
Lisa Haller & Sarah Speck
Moderation: Christina Engelmann
Café KoZ
Mertonstraße 26 – 28
Frankfurt am Main
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[ 4 ] Make feminism socialist again! Grundrisse eines Materialistischen Feminismus im Anschluss an Clara Zetkin
13.05.2022 | Aufzeichnung der Veranstaltung
I. Workshop: 14:00 – 17:30
II. Abendvortrag: 19:00
Lou Zucker & Christina Engelmann
Studierendenhaus / Offenes Haus der Kulturen
Mertonstraße 26 – 28
Frankfurt am Main
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[ 5 ] How to Organize Social Reproduction? Feminist Lessons from Alexandra Kollontai
10.06.2022 | Aufzeichnung der Veranstaltung / recording
I. Workshop: 14:00 – 18:30
In Kooperation mit Kitchen Politics
II. Abendvortrag: 19:00
Kristen R. Ghodsee
Moderation: Franziska Haug
Studierendenhaus / Offenes Haus der Kulturen
Mertonstraße 26 – 28
Frankfurt am Main
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[ 6 ] The New Patrimonial Power
15.07.2022 – 14:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung / recording
Melinda Cooper
Online-Lecture (in English)
Vorträge & Workshops
( Details )
[ 1 ] Emanzipation? Ge(ht)schlecht im Kapitalismus!
Donnerstag, 17.02.2022 | Aufzeichnung der Veranstaltung
Lisa Yashodhara Haller und Sarah Mühlbacher
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Im Zentrum feministischer Materialismen steht die Frage, wie die kapitalistische Wirtschaftsweise soziale Verhältnisse formt, unter denen Menschen bezüglich ihrer Arbeitsteilung – und der auf sie ausgerichteten Geschlechterbeziehungen – immer wieder aufs Neue in Konflikte geraten. Auch wenn Menschen für ihr Zusammenleben zunehmend veränderte Formen wählen, zeigt unter anderem die anhaltende Diskussion um das sogenannte „Vereinbarkeitsdilemma“, dass die Verwertungslogik des Kapitals tief in lebensweltliche Entscheidungen und Sozialverhältnisse hineinwirkt, ihnen aus einer materialistischen Perspektive gar eigen erscheint. Offensichtlich hängt die anhaltend vorherrschende Geschlechterordnung mit der Strukturlogik des Kapitals zusammen. Denn es wird wohl kaum Zufall sein, dass gerade jene Tätigkeiten mehrheitlich von Frauen verrichtet werden, die innerhalb der herrschenden Wirtschaftsordnung in den privaten Bereich verlagert sind. Hier zeigt sich auch in Mitteleuropa eine beeindruckende historische Kontinuität, die sich in ähnlicher Weise in allen sozialen Milieus feststellen lässt. Aus dieser Perspektive lässt sich in aktuellen Debatten eine seltsam anmutende Frontstellung beobachten: Auf der einen Seite liberale Feminismen, die durch ihre Verleugnung notwendiger Fürsorge weibliche „Freiheit“ zu demonstrieren versuchen. Auf der anderen Seite konservative Feminismen, die für eine Aufwertung eben dieser Fürsorge kämpfen, teils getragen von Essentialisierungsphantasien. Inwie-fern verdeutlicht dies, dass eine Emanzipation unter den Vorzeichen der kapitalistischen Wirtschafts-weise zumindest eine ganz besonders große Herausforderung darzustellen scheint?
Weil Freiheit erst dann entsteht, wenn Menschen verbindliche Fürsorgeverantwortung füreinander übernehmen, möchten wir gemeinsam mit Lisa Yashodhara Haller einen gesellschaftskritischen Blick auf die Vermittlungszusammenhänge zwischen Staat, Geschlecht und Kapital werfen. In ihrem Vortrag wird sie diese Zusammenhänge verdeutlichen und aufzeigen, wie die Bearbeitung des kapitalistischen Struk-turproblems durch den Staat erfolgt, der dieses seinerseits nicht löst, sondern mittels staatlicher Steue-rungsinstrumente in den Bereich der vermeintlich privaten Paarbeziehung verlagert.
[ 2 ] Alte und neue materialistische Feminismen: Abgrenzungen und Kontinuitäten
10.03.2022 – 18:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung
Anastassija Kostan & Luki Schmitz
im Gespräch mit Francesca Raimondi
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Die Begriffe ‚alt‘ und ‚neu‘ legen eine zeitliche Abfolge feministischer Materialismen nahe, bei der letztere erstere ablösen. Gegenüber dieser gängigen Lesart werden Anastassija Kostan und Luki Schmitz im Gespräch mit Francesca Raimondi aufzeigen, inwiefern die ‚neuen‘ materialistischen Feminismen die ‚alten‘ keinesfalls ersetzt oder unbrauchbar gemacht haben. Vielmehr lassen sich Verschiebungen hinsichtlich der jeweiligen Perspektiven feministischer Materialismen in Folge wissenschaftlicher Turns und Binnen-Kritiken beobachten: Ende der 1960iger Jahre und im Zuge der zweiten Frauenbewegung adressierten materialistische Feminismen die Bedeutung von unbezahlter, unsichtbarer und strukturell abgewerteter Haus- und Fürsorgearbeit. Es galt, diese meistens von Frauen* geleistete „Reproduktionsarbeit“ als für die kapitalistische Produktion und Mehrwertbildung unabdingbar kenntlich zu machen. Nebst der Kritik an der Ausbeutung ‚sekundärer‘ Arbeitskraft, wurden ideologisch-biologistische Denkweisen zwar hinterfragt, teils jedoch durch entsprechende Debatten auch reproduziert. Daran anknüpfend mobilisieren die ‚neuen‘ materialistischen Feminismen eine veränderte Auffassung von Biologie und (körperlicher) Materialität: Sie adressieren spezifische Macht- und Dominanzverhältnisse als Ergebnis materiell-diskursiver Relationen, in denen sich Gesellschaftliches, Natürliches und Technisches dynamisch verschränken. Diese jüngeren materialistischen Feminismen dezentrieren menschliche Handlungsmacht vor dem Hintergrund verschiedenster materieller Voraussetzungen des Sozialen.
Was bedeutet es aber, dass dieses Soziale nunmehr als unhintergehbar und vom multiplen und sich überlappenden Zusammen-Wirken nichtmenschlicher Lebewesen, Dingen und Kräften angesehen wird? Inwieweit lässt das Spektrum feministischer Materialismen die ‚alten‘ und ‚neuen‘ Perspektiven als verschiedene Formen der Gegenwartskritik mit jeweils spezifischen Fokussierungen auf soziale und ökonomische Herrschaftsverhältnisse, Wissensformen und Epistemen hervortreten?
Im Rahmen der Veranstaltung werden Anastassija Kostan und Luki Schmitz einen schlaglichtartigen Überblick über einige Kernaspekte ‚alter‘ und ‚neuer‘ materialistischer Feminismen geben, die sie aktuell untersuchen. In einem gemeinsamen Gespräch mit Francesca Raimondi werden sie dann über Abgrenzungen, aber auch Kontinuitäten zwischen den älteren und jüngeren Theorieströmungen feministischer Materialismen diskutieren.
[ 3 ] Ökonomie. Subjektivierung. Geschlecht.
Feministisch-materialistische Perspektiven in der empirischen Sozialforschung
07.04.2022 – 18:00 | Präsenz-Veranstaltung (Café KoZ) -> Aufzeichnung der Veranstaltung
Lisa Yashodhara Haller & Sarah Speck
Moderation: Christina Engelmann
Alle Infos auch auf Facebook.
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Wir leben in Zeiten, in denen sich das, was man gemeinhin als kapitalistische Verwertungslogik begreift, nahezu vollständig verallgemeinert hat. Sie strukturiert viel mehr als nur die Erwerbssphäre, eine Grenzziehung zum Privaten ist oft schwer. Freundinnen, Familie, Politik und Arbeit bilden das moderne Konglomerat der Selbstverwirklichung und versprechen Glück – sofern wir es schaffen, alle Bereiche ausreichend zu bedienen, also effizient zu koordinieren und zu gestalten. Damit sind wir sehr beschäftigt und schimpfen gleichzeitig über unser Wirtschaftssystem, den Kapitalismus, der uns all das antut.
Die Kritik am Kapitalismus scheint zeitgemäß, sie ist alltäglich und allgemein akzeptiert. Wir kritisieren ihn beim Pizzaessen in der Mittagspause, wir lesen zwischendrin darüber in den Social Media, diskutieren abends beim Date oder morgens bei der Vorlesung an der Universität. Wie das Reden übers Wetter ist Kapitalismuskritik ein unverfängliches Gesprächsthema. Und wie das Wetter erscheint die kapitalistische Verwertungslogik als vernünftigstes Organisationsprinzip aller Lebensbereiche ohnehin unantastbar.
Je weniger aber die ökonomischen Verhältnisse gestaltbar erscheinen, desto wichtiger wird die Bestätigung der eigenen Handlungsfähigkeit im Angesicht der scheinbar überwältigenden Ohnmacht gegenüber den größeren Zusammenhängen. Materialistisch-feministische Perspektiven haben vor diesem Hintergrund in jüngerer Zeit in Theoriedebatten neue Aufmerksamkeit erfahren. In empirischer Sozialforschung sind sie allerdings weiterhin eher marginal.
Hier nehmen Lisa Yashodhara Haller und Sarah Speck den Ausgang für ihr Gespräch, in dem sie sich mit materialistischen Perspektiven der Gegenwart auseinandersetzen und Entwicklungen und Desiderate innerhalb der aktuellen Geschlechterforschung diskutieren. Ausgehend von ihren Studien nähern sie sich dabei der Frage, welche Dimensionen der empirischen Analyse eine materialistisch-feministische Perspektive umfasst, und verhandeln die Bedingungen der Möglichkeit gesellschaftlicher Emanzipation.
[ 4 ] Make feminism socialist again! Grundrisse eines Materialistischen Feminismus im Anschluss an Clara Zetkin
13.05.2022 | Präsenz-Veranstaltung
I. Workshop: 14:00 – 18:00 (K4 | Studierendenhaus)
II. Abendvortrag: 19:00 (Café KoZ) -> Aufzeichnung der Veranstaltung
Lou Zucker & Christina Engelmann
„Wir können Clara Zetkin als Vorbild nehmen, um uns gegen antifeministische Männer in unseren eigenen Reihen aufzulehnen, uns mit anderen Frauen zu verbünden, internationale feministische Bündnisse zu schmieden und Faschismus frühzeitig zu erkennen.“
(Lou Zucker in „Clara Zetkin – Eine rote Feministin“)
Feminismus ist heute so populär wie nie zuvor, doch dies hat bislang nur wenig dazu beigetragen, die Lebensverhältnisse von Frauen zu verbessern. So fügt sich der aktuelle feministische Trend nahezu reibungslos der kapitalistischen Verwertungslogik: gendergerechte Sprache dient Unternehmen als hippe Vermarktungsstrategie und in den Kaufhäusern werden „Power to the Girls“-Shirts als Ware feilgeboten – während die Arbeits- und Lebensbedingungen der allermeisten Arbeiterinnen weltweit nach wie vor erdrückend schlecht sind. Vor diesem Hintergrund werden wir zusammen mit der Journalistin und Aktivistin Lou Zucker eine der Vordenkerinnen und Vorkämpferinnen der Internationalen Frauenbewegung in den Blick nehmen, die die Freiheit der Frau bedingungslos an die Freiheit aller Ausgebeuteten knüpfte: die kommunistische Feministin Clara Zetkin (1857 – 1933).
Als revolutionäre Sozialistin und Kommunistin trat Clara Zetkin entschieden für die Gleichberechtigung von Frauen ein und initiierte gegen den Willen ihrer männlichen Genossen die Einführung des Internationalen Frauentages am 8. März. Den bürgerlichen Feministinnen hielt sie dabei entgegen, dass Emanzipation nur als gemeinsames Unterfangen aller Arbeiter:innen gegen kapitalistische Herrschaft erkämpft werden kann. Im Rahmen der Veranstaltung werden wir diskutieren, was Feminist:innen heute noch von Clara Zetkin lernen können. Zetkin steht zum einen für einen Feminismus, der die sozialen Verhältnisse in den Blick nimmt, durch die Frauen unterdrückt werden. In diesem Sinne ist ihre feministische Perspektive antikapitalistisch: sie impliziert eine Kritik an Strukturen, in denen Menschen nicht in freier Entscheidung über die Gestaltung ihres Zusammenlebens entscheiden können, sondern dies einigen wenigen Akteuren vorbehalten bleibt, die über die erforderliche soziale und ökonomische Machtposition verfügen. Die materialistisch-feministische Perspektive knüpft dabei an die konkreten Lebensverhältnisse der proletarischen Frauen an, nimmt ihre praktischen Probleme und materiellen Sorgen ernst und versucht, die Frauen auf diese Weise für den Kampf um ein besseres Leben für alle zu mobilisieren. Der Feminismus Zetkins ist aus diesem Grund darüber hinaus internationalistisch: Emanzipation von kapitalistischer Herrschaft kann demnach nur transnational in Form von solidarischen Kämpfen weltweit für ein System ohne Ausbeutung gelingen. Entsprechend hat sich Zetkin als Politikerin mit sozialistischen Frauen anderer Länder verbündet, um sich kollektiv für die Rechte der Frauen und gegen Krieg und Kolonialismus einzusetzen.
Im Workshop werden wir anhand von Reden und kürzeren Schriften Zetkins die Frage verhandeln, was eine materialistisch-feministische Perspektive auszeichnet und wie hier der Kampf für die Befreiung der Frau mit einer Kritik an kapitalistischer Vergesellschaftung zusammengedacht wird. Dabei werden wir uns näher ansehen, aus welcher Perspektive Zetkin die Frage der Frauenarbeit stellt: Ihr zufolge ist die Emanzipation von Frauen, ihre soziale und politische Gleichstellung, nur möglich, wenn diese auch ökonomisch unabhängig sind, was innerhalb der herrschenden Gesellschaftskonstellation in erster Linie durch die Lohnarbeit außerhalb der Familie ermöglicht wird. Gleichzeitig sieht Zetkin, dass sich die Frauen unter Bedingungen kapitalistischer Warenproduktion jedoch nur einer anderen Herrschaft – der des Kapitals – unterwerfen. In diesem Zusammenhang werden wir uns ansehen, wie die erhöhte Konkurrenz unter den Arbeiter:innen infolge der steigenden Berufstätigkeit von Frauen den Widerspruch im Interesse von Kapital und Arbeit auf Gegensätze zwischen den Interessen der Arbeiter und der Arbeiterinnen projiziert und so solidarische Kämpfe unterminiert werden.
Im zweiten Teil des Workshops werden wir das Verhältnis von proletarischem Feminismus und Anti-Kriegs-Aktivismus in den Blick nehmen. In Clara Zetkins politischem Wirken verbindet sich das Engagement für die ökonomische, soziale und politische Gleichstellung von Frauen mit einem entschiedenen Kampf gegen Faschismus und Krieg. Auf der Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen 1910 brachte sie nicht nur den Beschluss zur Einführung eines Internationalen Frauentags ein, sondern auf Ihre Initiative hin wurde auch eine Resolution zum Kampf der proletarischen Frauen um den Frieden verabschiedet. Und während nach und nach auch nahezu alle sozialdemokratischen Parteien Europas für den Ersten Weltkrieg stimmten, organisierte Clara Zetkin im März 1915 die erste „Internationale Frauenkonferenz für Frieden“ in Bern. Schon früh warnte sie vor dem Faschismus in Italien unter Mussolini und zeigte in ihrer Rede „Der Kampf gegen den Faschismus“ von 1923 auf, dass wir hier mit einem internationalen Problem konfrontiert werden, das sich nur durch eine Einheitsfront aller Werktätigen für den Frieden bekämpfen lässt.
Im Rahmen des Abendvortrags wird Lou Zucker ihren Band „Clara Zetkin – Eine rote Feministin“ vorstellen und dabei, unterstützt von einzelnen gelesenen Passagen, in Zetkins Leben einführen. Dieses war geprägt von chronischer Krankheit, Verlust und Arbeitssucht, aber auch von tiefen Freund:innenschaften, Reisen, sozialistischen Hauspartys und natürlich ihrem leidenschaftlichen Kampf für Sozialismus und Frauenbefreiung. Für eine Frau ihrer Zeit war es in jedem Fall mehr als untypisch. Darüber hinaus stellt Lou Zucker die Frage, was Feminismus heute von Clara Zetkin lernen kann und gibt dazu einen Überblick über zentrale Punkte ihres Denkens und Wirkens.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem DFG-Projekt „Clara Zetkins pädagogisches und bildungspolitisches Wirken in der Sowjetunion“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen statt.
[ 5 ] How to Organize Social Reproduction? Feminist Lessons from Alexandra Kollontai
10.06.2022 | Präsenz-Veranstaltung
I. Workshop: 14:00 – 17:30 (Anmeldung geschlossen)
mit Darja Klingenberg und Sarah Speck von und für Kitchen Politics.
(inkl. Abendessen & Büchertisch)
II. Lecture (English): 19:00 – Café KoZ -> Aufzeichnung der Veranstaltung / recording
Kristen R. Ghodsee
Moderation: Franziska Haug
I. Workshop
Welche Rolle würde die Familie im Kommunismus haben, fragt Alexandra Kollontai in einem Aufsatz von 1917. Dieser und andere Texte der vor 150 Jahren geborenen Kollontai stehen in der Tradition materialistischer Utopien der feministischen Bewegungen des Anfangs des 20. Jahrhunderts. Diese setzten in ihren radikalen und zugleich sehr pragmatischen Entwürfen vor allem an der Veränderung des Alltags an – an der Gestaltung von Wohnungen, Kindertagesstätten, der Versorgung der Bevölkerung: Wie sollen wir lieben, Kinder erziehen, abwaschen und wohnen?
Im Workshop diskutieren wir Kollontais Vorschläge und betten sie ideengeschichtlich in die Debatten feministischer Kämpfe und die Politiken des real existierenden Sozialismus ein. Woran und wie scheiterten sie? Wie blicken wir heute auf das ambivalente Erbe? Welche Anknüpfungspunkte bieten diese Entwürfe für eine intersektional informierte materialistisch-feministische Politik des 21. Jahrhunderts?
https://www.facebook.com/events/1142324459669001
II. Lecture (English)
Alexandra Kollontai (1872 – 1952) was a socialist women’s activist who had radical ideas about the intersections of socialism and women’s emancipation. Born into aristocratic privilege, the Russian Kollontai was initially a member of the Mensheviks before she joined Lenin and the Bolsheviks and became an important revolutionary figure during the 1917 October Revolution. Kollontai was a socialist theorist of women’s emancipation and a strident proponent of sexual relations freed from all economic considerations.
After the October Revolution, Kollontai became the Commissar of Social Welfare and helped to found the Zhenotdel (the women’s section of the Communist Party). She oversaw a wide variety of legal reforms and public policies to help liberate working women and to create the basis of a new socialist sexual morality. But Russians were not ready for her vision of emancipation, and she was sent away to Norway to serve as the first Russian female ambassador (and only the third female ambassador in the world).
This Lecture reviews the life and work of Alexandra Kollontai, providing an introduction for her unique theories to decouple romantic attachment from social reproduction by radically expanding the role of the state and encouraging the development of “comradely-love.”
https://www.facebook.com/events/5223037574455398
[ 6 ] The New Patrimonial Power
15.07.2022 – 14:00 | Aufzeichnung der Veranstaltung / recording
Melinda Cooper
The family office was until recently a marginal organizational form in American capitalism, long since made redundant, it was assumed, by the modern “democratic” structures of the public corporation and the divided responsibilities of managerial capitalism. Business historians such as Alfred Chandler routinely dismissed the familial form of business management as an archaism and impediment to industrial progress — better served, it was thought, by the separation of powers and distributed ownership of the publicly traded corporation.
Max Weber, for his part, thought that the classic form of patrimonial power had been displaced (though perhaps not definitively) by the rise of modern bureaucratic forms of authority. These theorists could hardly have anticipated the multiple challenges that would confront the public corporation in the late twentieth century, much less the resurgence of an organizational form — the privately-held family enterprise — which they considered a relic of the past.
This last lecture of your series focuses on the spectacular rise of the “single family office,” an entity that now competes with the private equity firm in scale and disruptive impact. It explores the thesis that we are currently witnessing a struggle between managerial capitalism, embodied in the publicly traded corporation, and a resurgent form of private, unincorporated, and increasingly dynastic capitalism.
The symbiotic relationship between dynasts such as the Trumps, Mercers, and DeVoses, on the one hand, and small family businesses on the other shed considerable light on the dynamics of today’s far-right. In particular, it helps explain the convergence between a particular style of economic organization, one focused on asset price appreciation and capital gains, and a far-right politics of the family — in which nativism, natalism, and hostility to gender non-conformity all play a central role.